Ukraine, Kosovo, Bosnien, Georgien und die Republik Moldau haben den Status verdient, Serbien nicht.
9. April, Tag 43 im Krieg.
Ich versuche gerade in Serbien einzureisen, aber muss nun schon ein Stunde warten auf die Entscheidung aus Belgrad. Wer gegen Vucic ist und seinen pro Putin-Kurs, darf nicht einreisen in das EU-Kandidatenland Serbien 2022. Interessant. Als EU-Bürger mit Österreichischem Pass darf man nicht nach Serbien, wenn man laut für die Anerkennung des Kosovo und die Schließung des Luftraums Serbiens, für Russland ist. Das ist nur ein kleines persönliches Beispiel.
Mir wird schon nichts passieren, und wenn ich nicht einreisen darf, fahre ich wieder in das NATO-Land Nord-Mazedonien. Nach Sibirien wird mich Vucic schon nicht schicken. Ich mache ja nichts ausser die Wahrheiten tweeten. Serbien ist so weit weg von Europa in 2022 wie nur irgendwer sein kann. Und trotzdem ist Serbien EU-Kandidatenland und alle bescheinigen Serbien so guten Progress. In der Meinungsfreiheit von EU-Bürgern scheinbar nicht. Nicht so wichtig mein Situation hier, an der Grenze am 9. April 2022. Aber interessant ist es schon.
Seit Kriegsbeginn 2014 wird Serbien massiv bevorzugt am Balkan.
Trotz des Stillstands im Dialog, trotz der aktiven Massnahmen gegen die Kosovo-Anerkennung. Trotz des Mordes an Oliver Ivanovic. Trotz dessen das es kein Good will gibt. Trotz der Mobilisierung der Truppen an der Grenze zu Kosovo, 2021.
Trotzdem wird Serbien gelobt und geholfen. Und Bosnien und Kosovo werden hat kritisiert als korrupt bezeichnet und schlecht gemacht. Serbien bleibt EU-Kandidat und Bosnien und Kosovo nur potentielle Kandidatenländer. Albanien und Nord-Mazedonien werden trotz Nato-Mitgliedschaft blockiert und verschoben. Wie fair ist das?
Die Ukraine kämpft nun an zwei Fronten, im Krieg gegen Russland und in der EU um den gleichen Status als Kandidaten zu bekommen, den Serbien schon hat und nicht verdient. Vucic hat sich gleich nach seiner Wiederwahl wieder Putin angebiedert und um billige Energie gebeten.
Georgien und Moldawien wollen auch den Status den Serbien hat.
Doch die EU scheint nach wie vor nur von Familie zu sprechen.
Nicht von der Mitgliedschaft der Ukraine, Georgiens, Moldaus, Kosovo’s und Bosniens.
Aber Serbien schon?
Serbien das geistig in keiner Hinsicht bereit ist für die EU und sich aktiv für Russland ausspricht, in der grössten Krise Europas seit 1968, dem Einmarsch des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei. Legislativ ist das eine Sache, aber geistig und moralisch im Westen zu sein ist viel wichtiger als Verordnungen. Wir sind eine Wertegemeinschaft und nicht Verordnungsgemeinschaft. Gesetze kann man schnell kopieren, aber wer im Geiste mit Putin ist, kann nach Bucha und Mariupol doch nicht in der EU sein. Nein, Serbiens EU-Kandidatenstatus muss nun eingefroren werden. Und Kosovo, Bosnien, der Ukraine, Georgien und Moldau muss dieser Status nun gegeben werden im Juni 2022. Serbien kann dann nach der Westwende wieder den Beitrittsantrag stellen und auch sehr schnell aufgenommen werden, aber zuerst muss Serbien geistig in den Westen zurück und mit Putins Russland brechen.
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Über den Autor:
Gunther Fehlinger, Development Consultant.
Lebte von 2016 bis 2020 in Kyjiw. Nun wohnhaft in Wien.
