Kommen Sie nach Mariupol, Frau von der Leyen

Von Gunther Fehlinger.

Kommen Sie nach Mariupol, Frau von der Leyen

Kommen Sie nach Mariupol, Frau Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Und bringen Sie bitte Ratspräsident Charles Michel und Parlamentspräsidentin Roberta Metsola gleich mit.

Mariupol braucht Sie heute, hier und jetzt.

Denn es geht um Mariupol.

Den Besuch an der Front in den zerstörten Küsten Dörfern entlang der Waffenstillstandslinie im Osten der Ukraine wird die Ukraine sicher auch organisieren.

Als Verteidigungsministerin Deutschlands waren solche Bilder doch immer in Ihrem Interesse. Warum kommen Sie nun nicht nach Mariupol und an die Front?

Mariupol hat Ihre Zeit und Aufmerksamkeit und Ihre Solidarität verdient.

Hier wohnen 1.5 Millionen Europäer deren Zukunft auf dem Spiel steht.

Denn es geht Putin wohl kaum um ein paar arme Dörfer in der Ostukraine oder einige Quadratkilometer Steppenland mehr. Davon hat Russland schon genug.

Es geht um die strategische wichtige Stadt Mariupol. Der Hafen der Ostukraine.

Der Hafen der Industrie Metropolen am Dnipro, Zaporizhia und Dnipro-Stadt sowie Mariupol selbst, eine wichtige Industriestadt am Schwarzen Meer.

Mariupol sichert die Versorgung des freien, Ukrainischen Donbas und ist der Link zur Krim. Mariupol ist das Symbol für den Widerstand der Freien Ukraine in 2014 gegen Putin, die Bewohner Mariupols haben sich bewaffnet Putin verweigert im Mai 2014 und Mariupol ist somit Symbol für das Versagen Putins den Landkorridor zur Krim zu erkämpfen.

2022 nun wird der große Krieg mit dem Westen wird nicht kommen.

Das würde das Ende Russlands und Putins einleiten. Soweit ist Putin rational.

Der schnelle Schlag gegen Mariupol, die Einkesselung Mariupols und die Eingliederung Mariupols in Russland, das könnte die Ukraine schwer verhindern, trotz aller Amerikanischer Javelins und guter Vorbereitung der Ukrainischen Streitkräfte.

Die schnellen Panzerkeile Russlands sind in der Steppe der Südlichen Ukraine nur schwer aufzuhalten.

20 Kilometer von der Front entfernt liegt die Perle des Asowschen Meers, Mariupol und wenn die Panzer das Bevölkerungszentrum erreicht haben, sind die Bewohner Mariupols Geisel Putins. Und die Javelins Amerikas nicht mehr einsetzbar im dicht besiedelten Gebiet.

Der bevorstehende Anschluss Weißrusslands, und des russische besetzten Donbas ist so und so nicht mehr zu verhindern, die Demütigung der Ukraine, Europas in der NATO und USA durch den Raub Mariupols schon.

Kommen Sie nach Mariupol am 16. Februar 2022 und wenn notwendig bleiben Sie bis 16 März, dem Tag der Krim Annexion hier in Mariupol. Putin wird Sie kaum als Geisel nehmen und so können Sie Mariupol retten. Und damit die Ehre Europas, der NATO, der EU und der Ukraine.

Sicher, es ist ein ungewöhnlicher Vorschlag sich selbst in Gefahr zu begeben.

Aber es sind ungewöhnliche Zeiten Frau Kommissionspräsidentin. Ihr Mentor Emmanuel Macron hat Putin gerade angeboten, die Ukraine zur Neutralisierung nach dem Vorbild Finnlands im Kalten Krieg und den in Finnland verachtenden Begriff Finnlandisierung auf die Weltbühne gehoben.  Putin führt sein 8 Jahren Krieg gegen die Ukraine und eskaliert seit Mai 2021 aus Wut über die verloren Wahl in den USA. Und dann das?

Über seine genauen Pläne habe ich schon in Detail geschrieben:

https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2137040-Neutralitaet-hilft-der-Ukraine-nicht.html

Mein derzeitiger Aufenthalt in Mariupol hat mir zusätzlich klar gemacht, dass Putin Mariupol noch braucht zur Genugtuung und Rache am Westen.

Damit bricht er wieder alle Regeln und stellt die Weltordnung erneut auf den Kopf.

Und wir können wegen Mariupol alleine so wenig tun im Nachhinein.

Einige Sanktion mehr, sicher aber nicht mehr.

Den großen Krieg, werden wir Putin wegen Mariupol nicht erklären.

Militärische ist Mariupol nicht zu verteidigen.

So wie bei der Krim in 2014, findet Putin sicher einen Quisling in Mariupol.

Mit Mariupol kann er uns wieder den Finger ins Auge und Herz unserer Weltordnung stecken, unterhalb der Schwelle zum großen Krieg den Russland immer verlieren wird.

Wir stehen dann wieder wie die überraschten Zuschauer in unserem eigenen Europa da, während Putin Fakten schafft und wir nur erstaunt zuschauen.

Der Rest der Welt wird sich wundern und das Ansehen Europas weiter sinken.

Mariupol ist das Symbol Putins Versagen, in 2014 in den Augen der Ukraine.

Aus Mariupol das Symbol für das Scheitern Europas vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu machen, ist sicher Putin besonders Vergnügen.

Verhindern Sie das.

Kommen Sie nach Mariupol, bringen Sie, wenn notwendig die gesamte EU Kommission und jedes Mitglied des EU Parlament mit.

Stellen Sie sicher, dass immer wer hier in Mariupol ist, wenn Sie glauben, wichtigeres zu tun zu haben.

Aber sollte passieren, was ich vermute wird es kaum wichtigeres geben für Sie das nächste Jahr als die Rettung Mariupols.

Und nun vorher, ist es noch relativ leicht dieses Szenario zu verhindern.

Wenn Putin Panzer Mariupol erst mal eingekesselt haben und seine Artillerie in Stellung ist rund um Mariupol, dann steigt der Preis für Europa mit einer halben Million Geiseln im Kessel von Mariupol.

Sollten Sie nicht nach Mariupol kommen, dann kann es bald unmöglich sein, nach Mariupol zu kommen, aus dem Rest, der immer kleiner werdenden Ukraine, und damit steht die Ordnung Europas wieder auf dem Kopf.

Und mehr green deal und noch mehr gemeinsame Schulden wird Ihnen Ihre Kommissionspräsidentschaft dann nicht retten.

Eine Wiederwahl ist nach so einem Debakel so und so ausgeschlossen, und ob Sie sich bis zur Europawahl 2024 halten können, wenn der Krieg im Osten wieder eskaliert und Mariupol fällt unter Ihrer Präsidentschaft, ist das höchst fraglich.

In jeden Fall wird im Falle des Falls von Mariupol, sich alles in Europa bis 2024 nur um den dritten Krieg in der Ukraine drehen und die Erfolge Ihrer Präsidentschaft völlig überschatten. Noch ist das leicht zu verhindern, Frau Präsident.

Kommen Sie nach Mariupol und bleiben Sie hier bis zum 16 März.

Sollte Putin trotzdem zum Schlag gegen Mariupol ausholen, können Sie zur Heldin und Retterin Mariupols werden und in die Geschichte Europas eingehen, als die Frau aus Stahl, die Putin Mariupol nicht nehmen ließ.

Das braucht Nerven aus Stahl, aber Sie schaffen das. Es ist besser ein Poker um Mariupol, vorher, als im Falle des Falls dann zu scheitern und mit Ihnen Europa.

Und Mariupol ist eine schöne Stadt, die EU finanziert hier viel, Internet gibt es auch und es steht genug auf dem Spiel um sich die Zeit für Mariupol zu nehmen.

Und wenn ich nicht Recht habe, dann gibt es zu mindestens gute Fotos an der Front im Osten. Wenn Sie nicht kommen, gut dann werde ich Ihnen diesen Text jeden Tag tweeten bis 2024 und das wollen Sie nicht.


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Über den Autor:

Gunther Fehlinger, Development Consultant.

Lebte von 2016 bis 2020 in Kyjiw. Nun wohnhaft in Wien.

https://twitter.com/GunterFehlinger

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