Putin will aus Mariupol Grozny machen
19.März, Tag 25 im Krieg.
Putins schon lange geplante Siegesfeier am 18.März ist ziemlich schiefgegangen. Es gibt weder den Sieg in der Ukraine noch die Begeisterung nach dem Anschluss der Krim 2014. Putins Truppen konnten weder Kyiv umzingeln, noch den Fluss Bug überschreiten und damit Moldawien bedrohen, noch die Ukrainischen Truppen an der Kontaktlinie im Osten vom Dnipro abtrennen. Die Rache für den gescheiterten Fortschritt müssen nun die belagerten Städte zahlen und keine so hart wie Mariupol.
Städte zu beschiessen ist militärisch sehr leicht. Das sind große unbewegliche Ziele, die man aus mittlerer Distanz mit alter Sowjetischer Artillerie in Unterwerfung bomben kann. Als Rache für die Verweigerung der Unterwerfung. Als Rache für die Verweigerung von Mariupol sich Russland zu unterwerfen in 2014.
Vom Krim Anschlusstag am 18. März 2014 bis zur Rückeroberung Mariupols am 13. Juni 2014 durch die Ukrainischen Regierungstruppen war das Schicksal Mariupols auf Messers Scheide in 2014. Mariupol kontrolliert den Zugang zum Asowschen Meer und die Bahnlinie zwischen der Krim und dem Donbas und Russland. Auch 2022 verweigert Mariupol die Unterwerfung. Daher die Vernichtung.
Die Vernichtung nach dem Modell von Grozny. Schon im zweiten Tschetschenien-Krieg den Putin zur Rückeroberung und zur seiner Machtergreifung bewusst inszenierte in 1999, war die Methode die Gleiche. Grosny wurde rücksichtslos vernichtet.
Die Bevölkerung getötet oder vertrieben. Und dann die Stadt wieder aufgebaut. Grozny ist heute wiederaufgebaut. Ich bin sicher Putins Architekten haben schon einen Plan für sein Putingrad am Schwarzen Meer. Wie einst Hitler im Bunker hat Putin sicher schon Pläne für den Wiederaufbau von Mariupol. Die bisherige Bevölkerung wird brutal vertrieben, die Wohnungen und Häuser gestohlen wie im Donbas, oder eben so hoch besteuert für nicht Russen, das die Eigentümer verkaufen müssen, wie auf der Krim. Oder eben durch ein Terrorregime wie im Russisch besetzten Donbas so unterjocht, das eben keine Beschwerden kommen. Das ist sein Plan für Mariupol in 2022.
Die Freie Welt sollte bei so einem Verbrechen nicht zuschauen in 2022.
Grozny war zwar autonom nach dem Sieg der Tschetschenen in 1996 im Unabhängigkeitskrieg, aber doch Teil der Russischen Föderation. Mariupol ist seit jeher ein Teil der Ukraine, einem freien souveränen Land seit 1991. Die Menschen haben sich 1991 und 2014 und 2022 klar für die Ukraine entschieden. Und verteidigen unter Einsatz ihres Lebens ihre Stadt, Familien und ihr Eigentum.
Wie können wir die Menschen dort verlassen und nur zuschauen bei ihrer Vernichtung?
Wir müssen nun eingreifen. Die Zeitenwende muss am Gipfel der Entscheidung am 24.März kommen.
Putins Panzer müssen wieder hinter die Linien vom 23.Februar zurück. Oder besser die Ukraine komplett verlassen.
Mariupol muss vom Meer her versorgt werden.
Mariupol muss zur UNO-Sicherheitszone erklärt werden und unter den Schutz der UNO gestellt werden. Wenn Russland das verweigert muss Russland eben von der UNO suspendiert werden, so wie im Europarat.
Damit muss die Konsolidierung der Front durch Putin östlich des Dnipro unterbunden werden. Wie die Entführung der Bürgermeister in den Gebieten im Osten belegt, ist Russland schon in der Konsolidierungsphase für die Waffenstillstandsverhandlung.
An den Gebieten südlich des Dnipros, nördlich der Krim, dort wo das Wasser für die Krim herkommt, Kherson rauf bis zum Stausee südlich von Zaporizhia und dann auf einer Linie östlich nach Donezk, soll die neue Kontaktlinie entstehen.
Zaporizhia wird frei bleiben und sicher auch Dnipro. Auch Mykolaiv wird nicht fallen. Auch der Angriff auf Odessa wird nicht stattfinden. Die Gebiete im Norden nördlich von Kyiv, rund um Chernihiv und Kharkiv sind aus Russlands Sicht nur wertlose Verhandlungsmasse. Alle diese Städte sind nur Geisel und Opfer in den Verhandlungen rund um den Korridor im Osten mit Mariupol als Schlüssel. Das muss verhindert werden. Russland darf durch seinen Krieg in 2022 keinen Landgewinn erzielen.
Wie kann der Westen das verhindern am Gipfel der Entscheidung?
Ich habe schon viel zum Handelsembargo und Energie-Boykott geschrieben. Der Boykott muss nun kommen. Die Deutsche und Österreichische Blockade der EU bröckelt schon. Das wird nun fallen. Sonst wird Scholz fallen und es wird zur Wende zum Westen kommen. Wenn Orban das blockiert am 24.März muss ihm klar gemacht werden das er die Wahlen am 3.April verlieren wird, wenn er hier ein Veto einlegt. Aber das alleine wird Putin nicht stoppen.
Es muss auch die Flugverbotszone westlich des Dnipro kommen. Die ist bei weitem nicht so gefährlich wie eine Gesamt-Ukrainische Flugverbotszone. Die kann ohne grosse Konfrontation mit Russland durchgesetzt werden. So wie in Syrien. Die Implementierung kann auch vorsichtig vorgenommen werden. Wichtig ist der Beschluss zur Stärkung der Moral der Ukraine. Aber auch das wird Putin nicht zum einlenken bewegen.
Die Entscheidung muss im Schwarzen Meer stattfinden. Darum geht es Russland. Schon seit Katharina der Grossen. Hier muss nun die Konfrontation stattfinden.
Es braucht die Blockade des Bosporus, durch die Türkei. Nicht nur für die Russische Kriegsmarine, sondern für alle Russischen Schiffe und jedes Schiff mit Russland als Zielhafen.
Es muss auch ein Schiff der Russen im Schwarzen Meer versenkt werden.
Das Schiff das mehrmals Cruise Missiles auf Lviv abgeschossen hat bietet sich als Ziel an. Das wird auch nicht zum Atomkrieg führen. Hier gilt immer die MAD Logik der gegenseitigen Abschreckung. Es kann ja auch abgestritten werden.
Wer kann ein Torpedo schon beweisen nach einem Untergang dauert das Monate bis der Beweis erbracht ist woher der Torpedo gekommen ist.
Und die Kerch-Brücke muss zerstört werden. Die ist so und so illegal. Und ist auf Ukrainischen Territorium. Die Krim-Brücke ist das Symbol der Krim-Annektion in 2014. Die wollte Putin persönlich. Das trifft ihn. Über diese Brücke versorgt er seinen Nachschub der Südfront gegen Mariupol.
Die Zerstörung der Kerch-Brücke zur Krim muss nun kommen.
Die Entscheidung muss im Schwarzen Meer stattfinden. Es muss zu Verlegung von Schiffen der NATO in das Schwarze Meer kommen.
Russland muss klar gemacht werden durch massive Marinepräsenz der NATO im Schwarzen Meer, er wird dieses Meer nie kontrollieren.
Das muss am Gipfel der Entscheidung in Brüssel am 24. März beschlossen werden.
Putin muss konfrontiert werden. Nur durch die klare Konfrontation kann Mariupol gerettet werden. Sonst wird der Fall von Mariupol für immer ein Symbol für das Versagens des Westen in 2022 bleiben und Russland wird sich am Schwarzen Meer konsolidieren und der nächste Krieg ist dann nur eine Frage der Konsolidierung und des Wiederaufbaus der Russischen Kräfte.
Die Entscheidung muss am Schwarzen Meer fallen.
Mariupol darf nicht Grozny werden.
---
Über den Autor:
Gunther Fehlinger, Development Consultant.
Lebte von 2016 bis 2020 in Kyjiw. Nun wohnhaft in Wien.