Die Enttäuschung Europas: Emmanuel Macron - Von Gunther Fehlinger
Erinnern Sie sich an 2017. Ganz Europa hoffte auf den jungen Star des liberalen Frankreichs, der Hoffnung Europas, Emmanuel Macron.
Er hat uns vor Marie Le Pen gerettet der Kandidatin Putins. Das war großartiger Erfolg.
Stellen Sie sich nur einen Moment vor, wenn er verloren hätte und wir nach Brexit, Trump dann noch Marie Le Pen an der Macht in Paris hätten, ein schreckliches Szenario.
Ganz Europa muss und wird Macron immer dankbar sein das verhindert zu haben.
Das war grandios.
Herzlichen Dank Herr Macron.
Nur sehr bedauerlich das seither wenig Konkretes aus Paris kam.
Sicher ein Wirbelwind von fantastischen Vorschlägen, Ideen und Konzepten, meistens grandios präsentiert, immer doch ohne klare Strategie und immer ohne Follow up.
Und fast nichts fertig, heute nach 5 Jahren.
Seine Steuerpolitik hat zu den Gelbwesten-Unruhen geführt.
Seine Außenpolitik zu konsequenter Krise mit den USA, eskaliert unter dem aktuellen USA Präsidenten Joe Biden, ein Freund und Kenner Europas, sicher der engste Freund Europas in Weißen Haus seit George Bush Senior.
Dazwischen hat Macron praktische jede Woche einen Vorschlag zur Reform der EU erfunden mit dem weder Berlin und Brüssel irgendwas anfangen konnten, noch sonst irgendjemand. Vom Wirbel ist nur der Wind geblieben.
Sympathie, Kreativität und Unterhaltung, immer perfekt inszeniert, aber was ist geblieben und was wurde erreicht? Wenig bis nichts, und leider speziell dort nichts Gutes, in der zentralen Frage Europas, wie mit Putin umgehen nach 2014.
Das ist die zentrale Frage Europas, die Sicherheit Europas vor der Russischen Aggression und die Einheit und der Zusammenhalt Europas in der EU mit den Vereinigten Staaten in der NATO. Gemeinsam sind wir stark, stärker als Russland, selbst gegen Russland in Allianz mit China. Mit der Europäischen Souveränitäts Debatte, seinem unverzeihlichen Satz der hirntoten NATO und seinem Wutanfall nach dem Verlust des U-Boot Deals hat Macron selbst Joe Biden verschreckt.
Sein Konflikt mit Boris Johnson in allen Fragen von Irland zu Migration ist toxisch.
Dem NATO Alliierten Türkei hat Macron mit seinen Kriegsschiffen bedroht.
In Berlin und Brüssel kommt der Angstschweiß auf der Stirn bei jeder neuen Pressekonferenz, Tweet oder stundelangen Interview, wo nur eines sicher ist, globale Verwirrung. Und das Erwachsene Europäer dann wieder Tage und wochenlang ernsthaft, wertvolle Arbeitszeit verschwenden müssen um die Erwartungen und Auswirkungen halbwegs zu kalmieren.
Doch nichts wiegt schwerer als die pro Russische Politik Macrons in der wichtigsten Frage Europas seit 2014. Dem Russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Hier hat Macron versagt. Und Europa auf Dauer geschadet. Er hat den Wunsch der Ukraine nach einer konkreten EU Mitgliedschafts-Perspektive, dem EU potentiellen Kandidatenstatus konsequent verhindert. Schon beim Partnerschafts Gipfel in November 2017 war es Macron der die Führung der Anti-Ukraine Phalanx in der EU übernommen hat.
Macron ist nicht nur der Gegner des Balkans in der EU, sondern der Hauptgegner der Ukraine in der EU.
Das war 2017 so und nun in der Eskalation durch Putin in 2022 ist es öffentlich.
Die Hoffnung war das der liberale Hoffnungsträger Europas Macron mit dem liberalen Hoffnungsträger der Ukraine, Selenski die Zukunft Europas gemeinsam gestaltet, durch die Integration der Ukraine in die EU und so die EU stärkt. Doch es kam anders.
Leider hat Putin das Zepter in Paris fest in der Hand. Und Macron folgt seinem Drehbuch.
Macron fliegt nach Moskau und spricht dort von Finnlandisierung der Ukraine.
Mitten in der zweiten großen Mobilisierung durch Putin innerhalb eines Jahres und nach 8 Jahren Krieg im Osten der Ukraine. Nach 18 Monaten permanenter Krise in Belarus seit 2020 und dem Machtkampf um Georgien und Bosnien und dem Dezember Ultimatum Putins an den Westen mit der Drohung des großen Kriegs in der Ukraine wenn wir nicht alles und alle aufgeben was wir seit 30 Jahren erreicht und geschaffen haben für ein sicheres Europa.
Einen größeren Gefallen kann der Französischen Präsident dem Russischen Präsident nicht machen.
So fällt man der Ukraine, der EU, der NATO und den USA in den Rücken.
Das ist kein Zufall oder Fehler sonst schlichtweg gemein, unehrlich, hinterhältig und brutal. Mit dem Anspruch der Führungsmacht und im Namen Europas den USA dem gesamten Westen so derart in den Rücken zu fallen in dieser Krise ist echte Frechheit und unwürdig für einen Französischen Staatspräsidenten.
Finnlandisierung ist eine Beleidigung für den EU Mitgliedstaat Finnland und für die Ukraine. Finnland war nicht freiwillig ein der Sowjetunion politisch untergeordneter Klientenstaat, sondern immer von der Sowjetunion bedroht und musste sich der Gewalt beugen in der Grauzone und am Höhepunkt des Kalten Kriegs.
Kein Finne ist darauf Stolz das der Staatspräsident Kekkonen KGB Agent war.
Und dass die Ukraine 2014 neutral war und trotzdem überfallen wurde von Russland wissen die schon im Elysee Palast.
Das trotzdem von Finnlandisierung gesprochen wird von Macron im Kreml 2022 ist ein echter Skandal.
Man kann schon über die Neutralität der Ukraine sprechen nach dem Vorbild Finnlands aber nur innerhalb der Europäischen Union.
Man kann schon über die Neutralität der Ukraine sprechen nach dem Vorbild von Österreich aber nur im Gegenzug zur Rückgabe der Krim und des Donbas an die Ukraine.
Das war das Angebot an Österreich 1955, Neutralität für Einheit und Abzug der Sowjets aus Österreich. Und Österreich ist auch in der EU.
Man kann auch über Zypern als Modell für die Ukraine sprechen, nicht neutral aber auch nicht in der NATO, als teilweise besetztes Land in der EU und die NATO als Option im Falle der Wiedervereinigung. (Kurier Text)
Was aber sicher nicht geht ist die Finnlandisierung der Ukraine, als Russischer Klientenstaat, ohne Rückgabe der Krim und des Donbas und ohne EU Perspektive.
Das ist dann quasi Einladung zur stufenweisen Wiedereingliederung der Ukraine in Putins Reich. Der unmittelbar bevorstehende Anschluss von Weißrussland und des Donbas als nächster Schritt und dann, Schritt um Schritt kommt die Ukraine dran Stück um Stück.
Wiener Zeitung.
Die Finnlandisierung der Ukraine muss komplett zugewiesen werden
Ich habe zur Österreich und dem Ende der Neutralität schon viel geschrieben:
Auch Österreich ist kein Modell für die Ukraine
https://www.diepresse.com/5378933/moskau-besuch-absagen-dann-der-nato-beitreten
https://www.diepresse.com/6088346/warum-oesterreich-jetzt-der-nato-beitreten-muss
NATO Mitgliedschaft der Ukraine nach dem Vorbild der BRD
Nach diesem Skandal ist klar das auf die Niederlage Macrons zu hoffen ist und in jeden Fall man Frankreich nicht vertrauen kann in allen Fragen zur Ukraine. Die Hoffnung der Ukraine ist Amerika. Und die Amerikanischen Alliierten, in England und Polen. Das Ziel muss der sofortige NATO Beitritt der freien Ukraine nach dem Vorbild der BRD 1955 sein. Die Herstellung der Zustimmung am NATO Gipfel in Madrid muss Amerika durchsetzen und wenn Frankreich wieder aus den militärischen Strukturen der NATO aussteigt sowie von 1967 bis 2008 gut dann ist es ebenso. Wir haben den Kalten Krieg auch ohne Frankreich als volles NATO Mitglied gewonnen. Frankreich ganz im Westen des Kontinents ist sicher und kann auch als Neutrales Land sehr gut bestehen. Niemand braucht Frankreich in der NATO, und selbst in der Politischen Union, EU geht es auch gut ohne Frankreich. Wie der Brexit bewiesen hat geht es weiter auch ohne Großbritannien in der EU. Genauso wird es auch ohne Frankreich weitergehen, es wäre bedauerlich Frankreich zu verlieren aber es ist weder das Ende der NATO noch der EU. Die Ukraine braucht die NATO und die EU. Frankreich schafft es auch alleine und wir brauchen Frankreich das sich so verhält wie Macron heute nicht in der NATO und EU. Die Ukraine hat das Potential Frankreich zu ersetzen. Und die Ukrainer sind echte Europäer die am Maidan gekämpft haben für Europa und viele dort und auf den Schlachtfeldern der Ostukraine für die Freiheit und Werte Europas gestorben sind.
Die Ukraine in der EU und NATO nach dem Vorbild der BRD in 1955 und 1957 ist der bessere Weg als immer auf die nächste Idee aus Paris zu warten. Die Westintegration von Westdeutschland zwischen 1947 und 1957 ist das Vorbild für die Westintegration der Ukraine, mit neuem Grundgesetz das Deutschland, mit der den Dollar gebunden Mark, heute für die Ukraine der Euro als Währung. Kyiv Post Artikel zur NATO Mitgliedschaft der Ukraine:
https://www.ukrinform.net/rubric-polytics/3353368-gunther-fehlinger-austrian-economist.html
und der EU Mitgliedschaft der Ukraine, dem neuen Marshallplan. Und der Neutralisierung von Marcon und Frankreich damit dies alles nicht verhindert wird durch Putin über seinen Mann in Paris. Dazu hat sich Macron selbst gemacht durch seinen Ausritt nach Moskau, ein Debakel und die seiner Selbstneutralisierung.
Denn nun kann ihn wirklich niemand mehr ernst nehmen und wenn dann nur als nützlicher Gehilfe Putins und damit als nicht länger Teil des Westens. Frankreich ist nun neutral im Ukraine-Russland-Krieg und muss daher aufgefordert werden die NATO zu verlassen und sich selbst zum Finnland Westeuropas zu erklären. Finnland zu sein 2022 ist Ehre und Anspruch, denn Finnland 2022 ist ein ehrenhaftes Mitglied in der EU, innovativ und erfolgreich und überlegt ernsthaft der NATO beizutreten und vielleicht wird Frankreich ja auch wieder zurückkommen in die große Allianz der Freien Welt.
Leider ist Frankreich aktuell mental nicht mehr dabei, daher ist es nur folgerichtig auch offiziell den Status als neutrales Land anzunehmen. Das ist dann die offizielle politische Bankrotterklärung Frankreichs und der einstigen Hoffnung Europas, nun der Enttäuschung Europas, Emmanuel Macron.
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Über den Autor:
Gunther Fehlinger, Development Consultant.
Lebte von 2016 bis 2020 in Kyjiw. Nun wohnhaft in Wien.
https://twitter.com/GunterFehlinger